Interview mit Florian Bartholomäi

bildWer bist du und was machst du?

Ich heiße Florian Bartholomäi, bin 28 Jahre, gebürtiger Frankfurter, lebe seit knapp 10 Jahren in Berlin und arbeite als Schauspieler. Wer ich bin: Möglichst jeder Charakter!

Du hast ja schon irrsinnig viel gedreht. Wie bist du eigentlich zu deinem Beruf gekommen?

Durch Zufall! In meinem damaligen Kampfsportverein kam ein Flyer an: es wurde eine Hauptrolle für „Kombat Sechzehn“ gesucht. Ich habe die Beschreibung der Rolle gelesen und gedacht, den Kerl verstehe ich, und habe mich gemeldet. Erst bei diesem Dreh entdeckte ich meine Leidenschaft für das Schauspiel und ab dann ging die Arbeit los!

Die Berlinale ist gerade erst zu Ende gegangen. Eine Frage, die wir ganz spannend finden: Brauchen wir deiner Meinung nach mehr Regisseurinnen im Deutschen Film?

Es gibt mehr Regisseure, das stimmt. Gute Regisseurinnen brauchen wir immer!

Du drehst ja viel für die Öffentlich-Rechtlichen. Gibt es Dinge, die der ÖR-Rundfunk deiner Meinung nach verbessern könnte?

Ja sicher, aber es werden bereits Schritte in neue Richtungen unternommen.
Das Fernsehen ist ein Gewohnheitsmedium. Ich komme abends Heim und schalte den Fernseher an, weil man das immer so macht. Nun gibt es viele jüngere Leute, die gar keinen Fernseher mehr haben. Mittlerweile werden die Mediatheken ausgebaut und auch mehr genutzt. Neue Formate werden umgesetzt und ausprobiert. Das ist eine spannende Zeit gerade!
Die analogen Filmkameras wurden erst vor einigen Jahren ausgewechselt; ich denke, durch die Digitalisierung wird unser Zeitgefühl getäuscht. Alles soll schneller und möglichst sofort da sein. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht, aber es wächst!

Was hältst du von der Möglichkeit, Filme durch Crowdfunding zu finanzieren? Siehst du auch Chancen für dich als Schauspieler? Oder profitieren davon nur die Produzenten?

Ich denke, Crowdfunding kann ein guter Startpunkt in der ersten Finanzierungsphase sein. Es kann, gerade am Anfang eines Projektes, motivieren weiterzumachen.

Durch Streaming Angebote wie Netflix werden wir flexibler. Wir können selbst entscheiden, wann und wie wir den nächsten Film konsumieren wollen. Ist das eine Chance für den Deutschen Film?

Es ist ein neues Sehverhalten. Eine Folge der Lieblingsserie um 21.15 Uhr jeden Dienstag schaut man nicht mehr, man möchte alle Folgen gleich ansehen können. Ich selbst bin viel unterwegs und finde es toll, dass ich mobil ein Angebot habe! Und das ZDF hat diesen Fortschritt jetzt auch bedient mit der Serie „Schuld“; alle Folgen sind sofort verfügbar gewesen.

Sicherlich ist es eine Chance für das Fernsehen alte Gewohnheiten aufzubrechen und zu hinterfragen.

Manche Menschen denken, Schauspieler leben in einer Glitzerwelt. Was würdest du diesen Menschen antworten?

Eine Glitzerwelt habe ich bei Nachtdrehs in irgendeiner Seitenstraße bei -5 Grad noch nicht erlebt, aber auch nicht vermisst. Es ist schon ein sehr eigener Beruf mit vielen Risiken und Einflüssen, die man nicht nachvollziehen kann. Auch wechselt es zwischen Hochphasen des Arbeitens mit keinem Privatleben hin zu Alleinsein zu Hause und das eigene Leben wieder selbst disponieren. Diese Wechsel muss man lernen gut zu vertragen. Ich genieße es, ständig in neue Projekte und in neue Sichtweisen einzutauchen und diese nachvollziehbar zu machen.

Magst du uns verraten, worum es bei deinem nächsten Filmprojekt geht?

Um Liebe!

Bist du, was den aktuellen Stand der Digitalisierung angeht, aktuell eher verwirrt oder glücklich?

Gemischt. Ich gehe gerne ins Kino und streame nicht auf dem Beamer.
Ich schaue gerne in den Mediatheken, aber der Tagesschau-Gong um 20.00 Uhr ist auch beruhigend. Ich denke, es könnte mehr Formate für Smartphones und Tablets geben. Mediatheken sollten ihr Angebot länger zur Verfügung stellen. Und gerne hätte ich eine Rubrik „Besondere Fernsehfilme“ mit den Filmen und Dokus, die z.B. vor Jahren für den Fernsehpreis nominiert waren. Kinofilme kann ich mir noch nach Jahren ausleihen, jedoch darf ich die Fernsehhighlights momentan nicht verpassen. Dort ein besseres Angebot fände ich toll!

(Bild: Ruth Kappus)