Interview mit Christian Jakubetz

Bild_Christian_JakubetzWer bist du und was machst du?
Christian Jakubetz, gesegnetes Online-Alter und vermutlich demnächst dann Mitglied der ersten Internet-Veteranen-Generation. Eigentlich bin ich Journalist, aber in diesem Neuland lässt sich das alles ja nicht mehr so fein säuberlich trennen. Also bin ich auch manchmal Berater und manchmal so eine Art Projektmanager, ab und an mache ich noch klassisches Fernsehen oder klassisches Radio oder klassische Zeitung. Und gelegentlich schreibe ich Bücher, aber das ist wirklich was, was man nicht allzu oft im Leben machen sollte. Ansonsten verbringe ich meine Zeit mit Experimentieren, Suchen und dem zwangsweise damit verbundenen Scheitern.

Wie und warum wird man eigentlich Medienberater?
Wie? Es gibt keine Ausbildung dafür, falls ihr das meint. Und auch kein Diplom. Keinen Studiengang. Vermutlich wird man das, weil andere meinen, sie könnten einen Rat gebrauchen. Das beantwortet auch die Frage nach dem „warum“: Man fühlt sich natürlich geschmeichelt, wenn man um Rat gefragt wird. Und man kann Geld damit verdienen.


Dein aktueller Fang?

Ich würde gerne demnächst die Fortsetzung zu „Universalcode“ starten, so eine Art „Universalocde 2“. Ein transmediales Projekt, wie man heute so schön sagt, das sich mit Vergangenheit und Zukunft des Journalismus auseinander setzt. Momentan überlege ich aber noch, ob das nicht zu schön ist, soll heißen: ob ich mich damit nicht übernehme.


Wie liest du heute Zeitung?

Im Regelfall auf dem iPad. Im Flugzeug, solange die Anschnallzeichen über mir noch nicht erloschen sind, auch mal auf Papier.


War das Zeitungssterben unvermeidlich? Was hätten Verlage und Redaktionen anders machen können?

Ich könnte jetzt eine ganze Menge erzählen, vor allem darüber, was man anders hätte machen können und sollen. Fakt ist, dass etliches versäumt wurde, es aber gleichzeitig keinen Sinn macht, darüber zu lamentieren. Unvermeidlich? Naja, der Tod ist immer unvermeidlich. Die Frage ist also, um in der Metapher zu bleiben: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und wenn ja, wie kommt man dahin? Wäre ich heute ein Verlagsmensch, wäre das die Frage, die mich beschäftigt.


Wie hat der Guardian den Sprung ins Netz geschafft?

Gar nicht, weil er nicht springen musste. Der war schon immer da, gefühlt wenigstens. Was übrigens möglicherweise auch die Antwort auf die Frage ist was deutsche Verlage besser oder anders machen hätten können.


War #tag2020 überhaupt sinnvoll? Und wie lange werden wir noch über die Zeitungsdebatte philosophieren?

Sinnvoll war´s sicher. Auch die vielen kritischen Reaktionen darauf haben ja letztendlich gezeigt, wie viel Redebedarf und wie viele extrem kontroverse Positionen es zu diesem Thema noch gibt. Von dem her glaube ich, dass wir über dieses Thema auch noch lange reden werden. Wäre ja auch zu schade drum, wenn wir uns nicht immer wieder gegenseitig die Köpfe einschlagen könnten.


Die Springer-Online-Strategie ist deiner Meinung nach …

…so wie Springer sehr häufig ist: Man muss das nicht unbedingt mögen, kann dem Haus aber eine gewisse Cleverness nicht absprechen.


Was sagst du eigentlich zu Journalistenschülern, die keinen eigenen Blog wollen? Sollten deiner Meinung nach mehr angehende Journalisten auf Crowdfunding setzen?

Zu 1: Wer nicht will, der hat schon. Ich kann mich darüber vielleicht etwas wundern, aber nicht ernsthaft empören. Liegt vermutlich daran, dass ich zwei pubertierende Töchter habe. Die wollen auch nicht immer das, was sinnvoll wäre. Und zum Thema Crowdfunding: Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Crowdfunding ist sicher eine bedenkenswerte und tolle Möglichkeit, Projekte anzuschieben. Ich würde aber gerne vor der Illusion warnen, dass man künftig nur noch schnell ein Crowdfunding-Pojekt starten muss – und dann die potentiellen Unterstützer euphorisiert zu ihren Onlinebanking-Accounts strömen. Das Projekt muss überzeugend sein und dann schadet es sicher auch nicht, wenn man einen wenigstens halbwegs bekannten Namen hat.


Bist du – was den Stand der digitalen Möglichkeiten angeht – verwirrt oder glücklich?

Na, wenn wir heute schon dauernd metaphorisch sind, dann sag ich das mal so: Ein glücklich verliebter Mensch ist immer auch ein bisschen verwirrt. Insofern bin ich gerade glücklich verwirrt. Verwirrt glücklich. Ach, was weiß denn ich.

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