5 Fragen an 100 Journalisten

Journalismus verändert sich. Aber wo geht es hin? Dirk Von Gehlen arbeitet als Leiter “Social Media/Innovation” bei der Süddeutsche Zeitung. Vor Kurzem hat er das Blogprojekt 5fragenan100journalisten ins Leben gerufen. Schöne Idee – und nicht nur weil unsere Autorin mitmachen durfte.

Was ist guter Journalismus?
Gute Journalisten sind für mich Menschen, die uns die Probleme auf der Welt und in der Gesellschaft so herunterbrechen, dass man sie versteht. Normalerweise denke ich nicht darüber nach – besonders in Krisensituationen fällt mir jedoch auf, was kein guter Journalismus ist. Bewundernswert finde ich all die Journalisten und Reporter, die gerade in Krisensituationen wie jetzt (Gaza/Syrien/Ukraine) ihr Leben riskieren, um uns Bilder und Reportagen zugänglich zu machen, auf die wir sonst keinen Zugriff hätten.

(Wie) Ist Ihnen persönlich das Internet dabei eine Hilfe?

Das Schöne an dieser Digitalisierung ist ja, dass wir alles ausprobieren können. Manchmal erinnert mich das Internet an einen großen Baukasten: Alles ist möglich. So empfinde ich es zumindest. Wir dürfen zwar noch nicht offiziell scheitern, aber wir sind offener – wir probieren mehr. Sind mutiger (Stichwort: Crowdfunding). Ob mir das Internet eine Hilfe ist? Ohne das Internet würde es meinen Blog nicht geben …

Was ist der beste Weg in den Beruf?

Den richtigen Weg in den Journalismus gibt es, glaube ich, so nicht mehr: Früher war es die klassische Journalistenausbildung, verbunden mit dem Volontariat – heutzutage bekommen auch (programmierende oder nicht programmierende) Blogger, die den Quereinstieg wagen, eine reale Chance. Scheinbar gibt es viele Wege in diesen Beruf: Ich bezeichne mich aber selbst nicht gerne als Journalistin, weil ich Medienwissenschaft studiert habe. Wenn mich jemand fragt, was ich mache, sage ich deshalb immer nur: ich schreibe.

Welchen Ratschlag, welche Regel oder welche Routine befolgen Sie?

Thierry Chervel hat mir bei einem Interview gesagt, dass ein eigener Blog für den Start zu empfehlen ist. Da möchte ich ihm gerne zustimmen: Gerade für Blogs im kulturellen Bereich sehe ich – genau wie er – ein großes Potenzial. Und es ist ja genug zum Schreiben für jeden da: Wir benötigen mehr Blogs in den Bereichen Schauspiel, Tanz, Gesang, Malerei. Mein Motivations-Motor für einen eigenen Blog war immer die Schnittstelle von Kultur, Gesellschaft und Digitalisierung. Über meinen Blog bekomme ich mittlerweile sogar kleinere Aufträge, dabei habe ich es immer nebenher gemacht und nie mit dem Ziel, damit Geld zu verdienen.

Wie geht’s weiter?

Mit dem Journalismus? Mhm, gute Frage. So eindeutig kann einem das ja niemand beantworten. Ich hoffe aber, dass es mutig weitergeht. Und wir gemeinsam viele neue Projekte und Ideen verwirklichen können: Die etablierten Journalisten – und die Blogger!

(Dieses Interview ist zuerst auf 5fragenan100journalisten erschienen)